Regenbogen an der Moschee

Seyran Ates ist Rechts­an­wältin, Autorin und Frau­en­recht­lerin – vor allem aber auch Imamin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in der Otto­straße 16. Schon als Anwältin wurde sie von radi­kalen Isla­misten ange­feindet und sogar verletzt. Seit sie 2017 mit anderen die libe­rale Moschee gegründet hat, steht sie perma­nent unter Poli­zei­schutz. Viele Muslime halten es offenbar nicht aus, dass eine Moschee nicht nur eine Frau als Imamin hat, sondern auch Homo­se­xu­elle oder Anders­gläu­bige will­kommen heißt.
Anfang Juli 2022, als der „Pride Month“ begann, wurde aus dem Fenster der Moschee eine große Regen­bo­gen­fahne gehängt. Es ist die erste und einzige isla­mi­sche Gemeinde der Welt, die diese Fahne hisste und entspre­chend reagierten wieder die Feinde der Moschee. Staat­liche Insti­tu­tionen und Medien z.B. aus der Türkei, Indo­ne­sien und Ägypten hetzen gegen Frau Ates. Sie stellen sie und die Moschee als „unis­la­misch“ hin, weil sie nicht ihren eigenen Vorstel­lungen des Islam entspricht. Dabei ist der Koran in unend­lich vielen Punkten genauso wider­sprüch­lich und in sich selbst unter­schied­lich auslegbar, wie die Bibel.
Die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee vertritt eine sehr libe­rale und progres­sive Form des musli­mi­schen Glau­bens, in dem Frauen und Männer gleich­be­rech­tigt und gleich­wertig sind. Auch unab­hängig von der eigenen sexu­ellen Ausrich­tung. Selbst Hoch­zeiten mit einem/​einer Part­nerIn mit einem anderen oder gar keinem Glauben sind hier möglich.
Moabit kann stolz darauf sein, dass Seyran Ates „ihre“ Moschee in Moabit einge­richtet hat. Übri­gens in einem Gebäude der Evan­ge­li­schen Kirche.

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