Das Flüchtlingsdrama von Moabit

Im Sommer 2015 wurde das Gelände des Kran­ken­hauses Moabit zu einem Sammel­lager von Flücht­lingen, vor allem aus Syrien und Afgha­ni­stan. Die Menschen warteten vor dem Hoch­haus, in dem das Landesamt für Gesund­heit und Soziales (Lageso) unter­ge­bracht war. Doch das Amt war völlig über­for­dert. Hunderte kampierten im August auf dem Rasen, den Wegen und in den Büschen. Die Bilder des völlig über­füllten Areals gingen um die Welt. In der August-Hitze gab es für diese Menschen kein Wasser, keine Toiletten. Der Senat, das Lageso, Hilfs­or­ga­ni­sa­tionen – niemand kam den Wartenden ernst­haft zur Hilfe.

Es war ein kleiner Verein, der anfangs die Versor­gung der Flücht­linge über­nahm und vermut­lich vielen von ihnen das Leben gerettet hat. “Moabit hilft” wurde zum Synonym für die Hilfe aus der Bevöl­ke­rung. Hunderte meldeten sich, spen­deten Geld, Lebens­mittel und Wasser. Taxi­fahrer brachten geflüch­tete Fami­lien kostenlos zu Notun­ter­künften. Der Verein orga­ni­sierte eine medi­zi­ni­sche Versor­gung, Wohnungen, Hostel­zimmer und so vieles mehr, was eigent­lich die Aufgabe des Staates gewesen wäre. Aber der zustän­dige Gesund­heits­se­nator versagte, ebenso wie der Leiter des Lageso. Erst in den folgenden Monaten wurden profes­sio­nelle Hilfs­or­ga­ni­sa­tionen enga­giert, die Zelte aufbauten, Ärzte und Verpfle­gung orga­ni­sierten. Doch ohne die Arbeit von “Moabit hilft” hätten auch sie nicht der Masse der zu verpfle­genden Menschen bewäl­tigen können. Bis heute ist die Initia­tive auf dem Gelände aktiv, hat dort jetzt eigene Räume und kümmert sich noch immer um die Unter­stüt­zung asyl­su­chender Menschen. Glück­li­cher­weise nicht mehr in 24 Stunden rund um die Uhr, wie im Sommer und Herbst 2015.

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