5.11.: Veranstaltung „Die Judendeportationen aus Berlin“

Alltag und Öffent­lich­keit der Shoah am Beispiel des Sammel­la­gers Levet­zow­straße
Histo­ri­scher Vortrag und aktu­elle Infor­ma­tionen zum geplanten Gedenkort Güter­bahnhof Moabit

Philipp Dinke­laker ist in seiner Magis­ter­ar­beit der Frage nach­ge­gangen, welche Rolle die Synagoge in der Moabiter Levet­zow­straße als Sammel­lager während der Juden­de­por­ta­tionen in der Nazi­zeit spielte. Er hat die Situa­tion der dort fest­ge­hal­tenen Menschen unter­sucht und beschrieben, welchen Demü­ti­gungen sie ausge­setzt und wie begrenzt die Möglich­keiten waren, Wider­stand zu leisten. Anhand von Zeit­zeu­gen­be­richten und Gerichts­pro­to­kollen hat er dabei auch die Hand­lungs­weisen und Motive von Mitglie­dern der Jüdi­schen Gemeinde darge­stellt, die genö­tigt wurden, bei den Depor­ta­tionen als Hilfs­kräfte mitzu­wirken. Einen Schwer­punkt des Vortrags bildet die Alltäg­lich­keit und Öffent­lich­keit des Gesche­hens im und um das Sammel­lager, die auf die gesamt­ge­sell­schaft­liche Dimen­sion des deut­schen Verbre­chens verweisen: Die Gestapo orga­ni­sierte die zwangs­weise Verschlep­pung. Unifor­mierte Schutz­po­lizei trieb die Jüdinnen und Juden mitten am Tag, mitten auf dem Fahr­damm zum Depor­ta­ti­ons­bahnhof, wo Reichs­bahn-Ange­stellte die Züge vorbe­rei­teten. Die Moabiter Bevöl­ke­rung beob­ach­tete, applau­dierte und konnte das den Verschleppten Geraubte anschlie­ßend günstig auf öffent­li­chen Auktionen erstehen oder in die frei­ge­wor­denen „Juden­woh­nungen“ einziehen.

Die Kampagne „Sie waren Nach­barn“ erin­nert seit 2011 mit zahl­rei­chen Aktionen daran, dass Moabit während des Holo­causts eine zentrale Rolle gespielt hat und bemüht sich um einen Gedenkort am ehema­ligen Depor­ta­ti­ons­bahnhof Güter­bahnhof Moabit, von wo zwischen März 1942 und Januar 1944 32.000 jüdi­sche Bürge­rinnen und Bürger in Konzen­tra­ti­ons­lager depor­tiert wurden. Am 5. Juni 2015 bewil­ligte der Stif­tungsrat der Stif­tung Deut­sche Klas­sen­lot­terie 150.000,00 Euro für die Reali­sie­rung eines Gedenk- und Lern­orts am histo­ri­schen Ort der Gleise 69, 81 und 82 des ehema­ligen Güter­bahn­hofs Moabit.

Veran­stalter: Anti­fa­schis­ti­sche Initia­tive Moabit Die Podi­ums­dis­kus­sion ist Teil der dies­jäh­rigen Veran­stal­tungs­reihe zur anti­fa­schis­ti­schen Gedenk­de­mons­tra­tion zum 9. November in Moabit.

Alle Infor­ma­tionen zur Gedenk­kund­ge­bung und anti­fa­schis­ti­schen Demo am 9. November: face​book​.com

Donnerstag, 5. November 2015
20.00 Uhr
Doro­theen­städ­ti­sche Buch­hand­lung,
Turmstr. 5

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