Kraftwerk Moabit

Am Ende der Putlitz­brücke, gegen­über der Einfahrt zum West­hafen, steht eine mäch­tige Burg­an­lage. Das Erschei­nungs­bild des Kraft­werks Moabit beein­druckt vor allem durch seine Größe. Trotzdem gehört es zu den Gebäu­de­kom­plexen, die man meist nicht bewusst wahr­nimmt, obwohl man schon oft an ihnen vorbei­ge­fahren ist oder – wie in diesem Fall – vom S‑Bahnhof direkt drauf schaut.

Tatsäch­lich ist ein Heiz­kraft­werk ein unüber­schau­bares Wirr­warr von Gebäuden, Anbauten, Instal­la­tionen, Rohren, Förder­bän­dern, Schienen. So auch das Moabiter, das zudem noch aus verschie­denen Epochen stammt.

Das Heiz­kraft­werk Moabit dient der Versor­gung der umlie­genden Stadt­ge­biete mit Strom sowie Fern­wärme für ca. 44.000 Haus­halte. Ursprüng­lich ging es schon im Jahr 1900 in Betrieb, damals noch als „Hoch­span­nungs-Centrale“. Es folgten verschie­dene Erwei­te­rungen, 1908 ein zusätz­li­ches Maschinen- und Kessel­haus, dann nochmal 1930 und 1987. Drei Jahre später ist jedoch ein Groß­teil der Gebäude abge­rissen worden und ein neuer Heiz­block errichtet worden. Der Standort war mehr­mals Pionier für Entwick­lungen der indus­tri­ellen Strom­erzeu­gung: Von den ersten Kolben­dampf­ma­schinen über die größte Dampf­tur­bine ihrer Zeit im Jahr 1923 bis hin zu kohlen­staub­be­feu­erten Kesseln.

Heute wird das Kraft­werk vor allem mit Stein­kohle aus Russ­land und den USA befeuert, außerdem kommt Biomasse zum Einsatz, zum Beispiel Rest­holz aus Bran­den­burg und Polen. Dessen Anteil soll nun auf rund 40 Prozent steigen. Die Belie­fe­rung erfolgt über den Berlin-Span­dauer Schiff­fahrts­kanal sowie über ein Gleis neben der S‑Bahn.
Zusätz­lich gibt es gasbe­trie­bene Heiß­was­ser­er­zeuger, die bei beson­ders hohem Wärme­be­darf zusätz­lich zum Einsatz kommen. In den vergan­genen Jahren ist das Kraft­werk Moabit mehr­mals von Klima-Akti­vis­tInnen besetzt worden, die damit gegen die Nutzung der Stein­kohle protes­tierten sowie gegen den späten Kohle­aus­stieg Deutsch­lands in der Strom­erzeu­gung.

Foto: Leon­hard Lenz, CC-BY-SA 4.0

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