Ich bin im Hauptberuf Taxifahrer. Das bedeutet, dass ich mich in der Stadt gut auskenne, mit anderen Menschen umgehen kann und recht locker bleibe, auch wenn um mich herum alles im Chaos versinkt.
Man sollte meinen, dass dies gute Voraussetzungen dafür sind, um ehrenamtlich in der Kältehilfe zu arbeiten, zumal ich schon einige Erfahrung mit Obdachlosen habe – vor vielen Jahren als selbst Betroffener, später aushilfsweise bei der Arbeit in der Bahnhofsmission am Zoo.
Also habe ich mich im Dezember, als die Nächte zeitweise unter 20 Grad waren, bei der Stadtmission in der Lehrter Straße gemeldet, um an den Wochenenden mit dem Kältebus die Orte abzufahren, an denen sich Obdachlose aufhalten und sich eventuell über Tee oder warme Strümpfe freuen. Den Ausschlag für das Angebot gab ein Radio-Interview, in dem es um den Kältebus und seine Unterstützung ging.
Offenbar war das aber nicht ernst gemeint, denn auf meine Anfrage erhielt ich erstmal keine Antwort. Und die E‑Mail, die ich dann nach mehreren Wochen bekam, war ablehnend. Aber ich könnte mich ja gerne im Oktober wieder melden. Das werde ich sicher nicht tun.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es bei dem Interview und den Aufrufen zur Hilfe nur darum geht, Spenden zu sammeln. Immerhin hätte ich den ganzen Winter hindurch wöchentlich eine Nachtschicht gemacht, notfalls mit meinem Auto und natürlich auf eigene Kosten. Dass das abgelehnt wird, halte ich wirklich für suspekt. Ob das im Sinne derjenigen ist, die bei frostigen Minustemperaturen im Freien schlafen müssen?