[19.9.2024] Die sogenannte Friedensstatue Ari an der Ecke Bremer und Birkenstraße, soll nach dem Willen der Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne/Bündnis 90) bis Ende der kommenden Woche entfernt werden. Dabei beruft sich Remlinger darauf, dass es ursprünglich nur eine Genehmigung für zwei Jahre gegeben hat, mittlerweile sind aber vier Jahre vergangen. Sie sei aber nicht grundsätzlich gegen die Statue, die an die massenhaften Verbrechen mit sexualisierter Gewalt an etwa 200.000 Frauen und Mädchen vor allem durch die japanische Armee erinnert.
Gestern Abend (19.09.2024) nun hat die Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) entschieden, dass die Statue stehen bleiben soll. Gleich zwei Anträge wurden dazu gestellt, ein EinwohnerInnen-Antrag von rund 3.000 Personen sowie einer von den Parteien SPD, Linke und Grüne.
Nur: Die Bürgermeisterin ist nicht an die Entscheidung der BVV gebunden. Sie argumentiert mit rechtlichen Zwängen, die jedoch von vielen bezweifelt werden. Es ist derzeit nicht damit zu rechnen, dass Frau Remlinger doch noch einen Verbleib am jetzigen Standort ermöglicht.
Protest gegen Abbau der Friedensstatue
Dabei hat die Friedensstatue ihre Berechtigung längst bewiesen: Vor ihrer Aufstellung im Spätsommer 2020 war das Thema sexuelle Gewalt im Krieg in der Öffentlichkeit praktisch nicht präsent. Erst der Korea-Verband, der das Denkmal errichten ließ, brachte es in das Bewusstsein der BürgerInnen. Bis heute kann man täglich beobachten, dass ständig Menschen zur Statue kommen, die Texte lesen, teilweise Blumen ablegen.
Die Friedensstatue hat in den vergangenen Jahren bereits viel Staub aufgewirbelt. Gleich nach ihrer Aufstellung protestierte die japanische Botschaft beim damaligen grünen Bezirksbürgermeister Stephan Dassel. Der knickte auch sofort ein und machte einen Kotau, das Mahnmal sollte weg. Seine eigene Partei und ebenfalls die BVV machte gegen die Entscheidung mobil, so dass sie stehenbleiben konnte. Danach begannen MitarbeiterInnen der japanischen Botschaft regelmäßig, beim Bezirksamt einzufallen und den Abbau von „Ari“ zu fordern. Dies setzt sich bis in die jüngste Zeit fort, so dass Frau Remlinger mittlerweile keine Botschaftsvertreter mehr empfängt.
Kai Wegner gegen die Friedensstatue
Rechtsextreme Japaner hielten im Sommer 2022 an mehreren Tagen Kundgebungen gegen die Statue ab. Und als der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) vor fünf Monaten von einer Japan-Reise zurückkehrte, forderte er sofort die Entfernung der Friedensstatue. Mehr noch: Nach Recherchen des rbb hat Wegner den Willen Japans durchgesetzt, dass ein Bildungsprojekt mit Bezug auf das Thema „Trostfrauen“ in Berlin keine Förderung mehr erhalten wird. Wegner bezeichnete das derzeitige Gedenken als „einseitig“ – man fragt sich, welche Seite er denn stattdessen sehen möchte.
Japan hat seine Rolle im Zweiten Weltkrieg und auch davor nie aufgearbeitet. Von seinen Verbrechen ist in den dortigen Geschichtsbüchern nichts zu finden. Und weil der Staat im Jahr 2015 rund 64 Millionen Euro gezahlt hat, sieht er das Thema „Trostfrauen“ als erledigt an. Doch diese Zahlung bedeutet eine Abfindung von gerade mal 320 EUR pro Opfer – das ist keine Entschädigung, sondern eine Verhöhnung.
Dass sich deutsche und auch Moabiter Verantwortliche sich nicht vehementer dafür einsetzen, die Erinnerung an die sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Frauen zu erhalten, ist unverständlich und nicht zu akzeptieren.
Update 25. September 2024:
In einer Pressemitteilung hat Frau Remlinger nun erklärt, dass sie die Statue in vier Wochen – also in der vorletzten Oktoberwoche – abbauen lassen wird. Sie habe sich um eine Umsetzung an einen anderen Standort auf nicht-öffentlichem Straßenland bemüht. Gleichzeitig schob sie dem Korea-Verband die Verantwortung zu, dass das bisher nicht geklappt hat.