Moabiter Details – Schatten im Paradies

Es ist eine Reise in die Vergan­gen­heit, in eine Zeit vor 30 und mehr Jahren. Olaf Saeger zog seit Ende der 1980er Jahre mit seiner Kamera durch Moabit und fing ein, was heute entweder nicht mehr exis­tiert oder nicht mehr in dieser Form.
Die Schwarz-weiß-Bilder zeigen ein Moabit, in dem oft noch der Verfall im Vorder­grund steht. Häuser­ruinen, ein verwit­terter S‑Bahnhof, Fassaden mit abge­blät­terten Putz, zerstörte Balkons, leere Fens­ter­höhlen. Es war eine Zeit, in der Moabit gerade anfing, den Weg zu gehen von einem inner­städ­ti­schen, aber abge­hängten Stadt­teil an der Mauer zu einem Ort, der plötz­lich wieder mitten­drin lag. Es sollte noch zwei Jahr­zehnte dauern, bis die Gentri­fi­zie­rung auch hier richtig zuschlug und fast nichts mehr übrig ließ von dem, was Saeger in seinem Foto­buch doku­men­tierte.
Schon im Vorwort des 1995 im Moabiter Weidler-Verlag erschie­nenen Buchs scheint die Besorgnis durch: „Bedau­er­lich ist, dass unter ‚Reno­vie­rung‘ häufig das Heraus­reißen von Fens­ter­kreuzen, das Glatt­bü­geln von Fassaden und das Tünchen von Häusern in Schwein­chen­rosa oder Himmel­blau verstanden wird.


[ Artikel drucken oder PDF ]