Protest gegen Antisemitismus

Rund 100 Personen haben sich heute am späten Nach­mittag in der Levet­zow­straße in Moabit versam­melt. Sie protes­tierten gegen den Juden­hass, der sich in den letzten Monaten immer mehr Bahn bricht und sich als „Isra­el­kritik“ tarnt – was immer das auch sein soll. Denn statt Kritik am harten Vorgehen der israe­li­schen Mili­tärs in Gaza wird gegen „die Zionisten“ gehetzt und die Vernich­tung des Staates Israels gefor­dert. Dem einzigen Staat welt­weit, in dem Jüdinnen und Juden eini­ger­maßen sicher sind.

Auch in Berlin gibt es immer wieder und immer öfter Angriffe gegen jüdi­sche Menschen und Einrich­tungen, Brand­an­schläge, Bedro­hungen sowie offen anti­se­mi­ti­sche Aktionen auf den Straßen und in den Univer­si­täten der Stadt.
In Moabit gab es in den letzten Monaten mehr­mals anti­se­mi­ti­sche Über­griffe, darunter Brand­an­schläge auf eine Ausstel­lung zur jüdi­schen Geschichte des Kran­ken­hauses Moabit sowie das Rathaus Tier­garten. Vor zwei Wochen wurde das Depor­ta­ti­ons­mahnmal in der Levet­zow­straße mit Sprü­chen beschmiert. Dies nahmen mehrere Gruppen zum Anlass, heute eine Protest­kund­ge­bung gegen diesen Juden­hass abzu­halten.

Vertre­te­rInnen des „Anti­fa­schis­ti­schen Bünd­nisses zum Gedenken an die November-Pogrome in Berlin“, der VVN/​BdA und des Vereins „Sie waren Nach­barn“ hielten Beiträge, in denen auf die neue Qualität des Juden­hasses hinge­wiesen wurde.
Thomas S. vom Verein „Sie waren Nach­barn“ wies zudem auf die Situa­tion der Zivi­listen in Gaza hin, die genauso unter dem Terror der Hamas leiden, wie jetzt auch unter den Angriffen der israe­li­schen Armee.
Die Spre­cherin der VVN/​BdA zog eine Linie des Anti­se­mi­tismus von 1945 bis heute. Angriffe auf Mahn­male haben die Funk­tion, die Vergan­gen­heit vergessen zu machen. Gleich­zeitig wird Israel als neuer Nazi­staat bezeichnet. Diese Argu­men­ta­tion ist purer Juden­hass.

Dass dieser Anti­se­mi­tismus viele Gesichter hat, nicht nur bei Neonazis und Isla­misten, sondern auch in der Linken, beklagte der letzte Spre­cher. Er hielt eine sehr persön­liche Rede, in der er seine ernüch­ternden Erfah­rungen mit Menschen darstellte, die sich selbst als anti­fa­schis­tisch bezeichnen. Nach dem Terror­an­griff vom 7. Oktober verhielten sich viele von ihnen jedoch passiv, anstatt sich klar auf Seiten der Menschen in Israel zu stellen. Auch bei Angriffen und Krawallen z.B. in Berliner Univer­si­täten, in denen jüdi­sche Studen­tInnen sich nicht mehr sicher fühlen können, gibt es kaum prak­ti­sche Soli­da­rität.
Es ist jetzt eine Zeit, in denen sich Anti­fa­schis­tInnen nicht nur theo­re­tisch gegen Juden­hass wenden dürfen. Viele jüdi­sche Menschen sind heute direkt bedroht. Sie brau­chen eine prak­ti­sche, unmit­tel­bare Unter­stüt­zung!
Vor allem sind sie nicht dafür verant­wort­lich, dass das Militär Israels oft unver­hält­nis­mäßig hart gegen die Zivil­be­völ­ke­rung von Gaza vorgeht. Kritik daran ist nötig und wichtig – aber sie darf kein Vorwand sein, um den eigenen Juden­hass auszu­leben.

Erklä­rung des Vereins „Sie waren Nach­barn“


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