Stellwerkturm Beusselstraße

Das Stell­werk an der Beus­sel­brücke ist Teil der erhal­tenen Reste des histo­ri­schen Güter­bahn­hofs Moabit. Es wurde kurz vor der 1894 eröff­neten Bahn­sta­tion Beus­sel­straße von Karl Corne­lius errichtet. Diese ersetzte den ursprüng­li­chen Bahnhof Moabit, der sich etwa 200 Meter östlich befand. Dort liegt noch heute der Kilo­meter „0“ der Ring­bahn. Hier wurden Lager­ge­bäude, Stell­werke und Loko­mo­tiv­schuppen errichtet, von hier aus erfolgte die Mate­ri­al­ver­sor­gung für die Indus­trie­ge­biete in Moabit und Char­lot­ten­burg.

Das alte Bahn­hofs­ge­bäude befand sich in einem gedachten Schnitt­punkt der Birken­straße mit der Emdener Straße, nörd­lich des noch vorhan­denen Güter­schup­pens. Also etwa dort, wo sich der Kilo­meter „0“ befindet. Eröffnet wurde die Ring­bahn in zwei Abschnitten, 1871 der Ostring von Moabit bis Schö­ne­berg, 1877 der West­ring von Schön­berg bis Moabit. Der ursprüng­liche Bahnhof war sehr klein, aufgrund der stür­mi­schen Verkehrs­ent­wick­lung musste er nach einein­halb Jahr­zehnten auf die Größe ausge­baut werden, die manchen Moabi­tern noch bekannt ist.

In der NS-Zeit hätte der Güter­bahnhof Moabit umge­baut und deut­lich vergrö­ßert werden sollen, alles Alte wäre dann schon damals verschwunden. Er hätte nämlich auch Aufgaben der für Speers große „Germania“-Planungen zu opfernden alten Kopf­bahn­höfe über­nehmen sollen. Auf den Gebau­erwiesen war schon damals ein Groß­markt einschließ­lich eigenem Bahnhof geplant, statt­dessen entstand dort ein riesiges Zwangs­ar­bei­ter­lager für die Moabiter Indus­trie.

Zugangs­ge­bäude Beus­sel­straße, 1989

An der Beus­sel­brücke wurde das im Stil der Neogotik gestal­tete Empfangs­ge­bäude errichtet, das im Krieg schwer beschä­digt und verein­facht im Stil der Nach­kriegs­zeit wieder­auf­ge­baut wurde. Darunter zog sich der Güter­bahnhof Rich­tung Osten bis hinter die Putlitz­brücke. Dort befanden sich auch die Gleise des mili­tä­ri­schen Teils des Geländes, von denen in der Nazi­zeit die Depor­ta­tionen von Juden in die KZs und Ghettos abgingen.

An der Beus­sel­straße erin­nert heute nur noch der Stell­werk­turm mit der Kennung Mwt (für Moabit West­turm) an den alten Bahnhof. Er hatte aber noch eine zusätz­liche Bedeu­tung: Hinter dem Fach­werk auf der obersten Etage befand sich ein Wasser­be­hälter. Dieser diente der Frisch­was­ser­zu­fuhr der Dampf­lo­ko­mo­tiven. Derzeit gibt es keine Nutzung dafür, er steht aller­dings unter Denk­mal­schutz und gilt als Kultur­denkmal.

Bis zum Abriss des alten Bahn­hofs­ge­bäudes stand neben dem einen Ring­bahn­gleis noch ein soge­nannter Wass­er­kran. Er diente bis zur Elek­tri­fi­zie­rung der S‑Bahn ihren Dampf­lo­ko­mo­tiven. An dem Stell­werk sieht man aber auch, dass dort einmal ein Gebäude ange­baut war, es sind die Spuren des ehema­ligen Loko­mo­tiv­schup­pens. Auch der leider an beiden Enden verkürzte Güter­schuppen, in dem heute das ZK/U resi­diert, stammt noch aus der Zeit des großen Umbaues.

Foto1: Global Fish (CC BY-SA 3.0)
Foto 2 sowie zahl­reiche Infor­ma­tionen: Andreas Szagun.

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