Poststadion

Von außen kaum sichtbar liegt das Post­sta­dion etwas versteckt, einge­bettet in den Fritz-Schloß-Park. Errichtet wurde es im Jahr 1929 für den Post­sport­verein Berlin, daher auch sein Name. Zuvor befand sich dort ein Exer­zier­platz des Mili­tärs. Bei der Anlage wurden Rasen‑, Wasser- und Hallen­sport­arten in eine große „Volks­sport­stätte“ zusam­men­ge­fasst, sie war danach Vorbild für ähnliche Sport­parks in anderen Städten.

Neben dem eigent­li­chen Wett­kampf­sta­dion gab es schon damals mehrere weitere Fußball­plätze, ein Tennis­sta­dion, eine Schwimm- und Ruder­halle sowie ein Sommerbad.

Zwar wurden im Krieg Teile des Stadions zerstört, aller­dings schon 1945 wieder repa­riert. In den folgenden Jahr­zehnten erfuhr es immer wieder Umbauten und Erwei­te­rungen. 1990 ist die Schwimm­halle in eine Turn­halle umge­baut worden, im Jahr 2002 schloss der Bezirk das Freibad. Es kam eine Hockey-Anlage dazu, ein Fami­li­en­sport­platz, eine Klet­ter­halle und 2018 ein Skate­park.

Bis zur Fertig­stel­lung des Olym­pia­sta­dions 1936 war das Post­sta­dion die wich­tigste Fußball­arena Berlins. Hier fanden deut­sche Fußbal­lend­spiele statt und auch inter­na­tio­nale Begeg­nungen. Das Post­sta­dion war der vermut­lich einzige Ort, an dem Adolf Hitler mal live ein Fußball­spiel gesehen hat. Eigent­lich wollte er gar nicht zum Spiel der deut­schen Natio­nal­mann­schaft gegen Norwegen, denn er hielt Fußball für einen „undeut­schen“ Sport. Dann ließ er sich über­reden, im Rahmen der Olym­pi­schen Spiele am 7. August 1936 das Spiel anzu­schauen, weil es sicher war, dass die deut­sche Mann­schaft gewinnen würde. Doch es kam anders. Niemals vorher oder danach hat die Natio­nal­mann­schaft von Norwegen gegen die deut­sche gewonnen – außer an diesem Tag. Und dies nicht nur vor einer Kulisse von über 50.000 Menschen, sondern eben auch vor der gesamten Führung des NS-Staates. Noch vor Abpfiff des Spiels verließ Hitler wütend das Post­sta­dion. Zur Strafe für die 0:2‑Niederlage verlor der Reichs­trainer Otto Nerz seinen Job.

Ein Jahr zuvor nutze die Hitler-Jugend das Stadion für einen Aufmarsch, bei dem Adolf Hitler eine Rede hielt. Ab 1946 war es dann die SPD, die dort große Kund­ge­bungen abhielt.

Sport­lich war das Post­sta­dion nur noch für die zweit- und dritt­klas­sige Fußballiga inter­es­sant. Zum Beispiel für Hertha BSC, als der Verein in den 1980er Jahren in die 3. Liga abge­stiegen war. Heute ist es zentraler Ort für rund 200 Sport­ver­eine. Darunter der Berliner AK 07 (BAK), der ASV Berlin sowie der SC Union 06 Berlin. Dieser wurde 1950 von geflüch­teten Spie­lern aus der DDR gegründet. Ihr alter Verein heißt heute 1. FC Union Berlin.

Bis heute ist das Post­sta­dion die mit Abstand wich­tigste Sport­stätte nicht nur Moabits, sondern auch der umlie­genden Stadt­teile.

Auf Betreiben des BAK 07 wurden 2021 die einzelnen Sport­plätze auf dem Gelände nach Opfern rassis­ti­scher und isla­mis­ti­scher Gewalt umbe­nannt:

  • Gummi­platz KR1: Mete-Eksi-Platz
    Mete Ekşi: Deut­scher Jugend­li­cher türki­scher Abstam­mung, der am 13. November 1991 als 19-Jähriger in Char­lot­ten­burg von Rechts­extre­misten totge­schlagen wurde.
  • Sand­platz KR2: Dalia-Elyakim-Platz
    Dalia Elyakim: Die israe­li­sche Frau wurde am 19. Dezember 2016 beim isla­mis­ti­schen Anschlag auf dem Breit­scheid­platz getötet.
  • Licht­platz KR3: Hatun-Sürücü-Platz
    Hatun Sürücü: Die 23-jährige Deutsch-Kurdin fiel am 7. Februar 2005 in Neukölln einem soge­nannten “Ehren­mord” zum Opfer, weil ihre Brüder nicht den west­li­chen Lebens­stil der jungen Frau akzep­tierten.
  • Tenne I KR5: George-Floyd-Platz
    George Floyd: Am 25. Mai 2020 wurde der 46-jährige Schwarze von einem Poli­zisten in Minnea­polis (USA) fest­ge­nommen. Dem am Boden liegenden Opfer ist durch den Poli­zisten mit dem Knie solange die Luft abge­drückt worden, bis es starb.
  • Tenne II KR4: Jana-Lange-Platz
    Jana Lange: Die 40-Jährige wurde am 9. Oktober 2019 in Halle an der Saale von einem Rechts­extre­misten erschossen, der zuvor vergeb­lich versucht hatte, in die dortige Synagoge einzu­dringen.
  • Jugend­platz KR6: Hermann-Horwitz-Platz
    Dr. Hermann Horwitz: Der jüdi­sche Mann­schafts­arzt von Hertha BSC rettete in Ausch­witz noch das Leben eines Kollegen, bevor er selbst ermordet wurde.
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