
Neben dem südlichen Eingang des U‑Bahnhofs Turmstraße befindet sich ein unscheinbarer Bau, der nach außen hin abgeschottet ist, Gitter versperren den Zugang. In den Schaukästen an der Fassade stehen Fotos von U‑Bahnen, alte Schilder, gebastelte Modelle. Kaum jemand weiß, was sich in dem Haus verbirgt.
Es sind sogar zwei Gebäude, die sich da so verstecken. Im Vorderhaus befindet sich die Betriebsschule der BVG für angehende U‑Bahn-FahrerInnen. Ein zweites Gebäude steht auf dem Hof, nur wenige Fenster lassen Licht herein. Das ist auch nicht nötig, denn hier befinden sich die Simulationsanlagen für die Berliner U‑Bahn. Die Betriebsschule wurde 1998 eröffnet und seitdem immer wieder erweitert. Seit 2003 kann in einem Zugfahrsimulator der Fahrbetrieb realistisch nachgestellt und trainiert werden. Im Jahr 2006 ging eine Stellwerkssimulation in Betrieb, 2012 folgte eine Leitstellensimulation. Außerdem befinden sich in der Betriebsschule eine Weichenanlage für Übungszwecke sowie Räumlichkeiten für Computerbasiertes Training. Ein zusätzlicher Zugfahrsimulator ging im Januar 2019 in Betrieb.
Den ersten Fahrsimulator hat ein BVG-Ausbilder der Firma Bombardier einst förmlich abgequatscht. Alle Tasten und Hebel funktionieren wie bei der richtigen U‑Bahn, so dass eine sehr realistische Ausbildung möglich ist. Inklusive der Tatsache, dass die SchülerInnen allein am Simulator sitzen und Entscheidungen treffen müssen. Wenn der Ausbilder von außen einen Brand in einem Waggon meldet, Menschen auf den Gleisen oder ein defektes Signal, muss der Fahrschüler allein reagieren. Wer sich heute als U‑Bahn-FahrerIn bewirbt, landet also erstmal im Haus Alt-Moabit 85. Hier erfolgen die theoretische Ausbildung sowie die Fahrversuche am Simulator, bevor es in einen richtigen Zug geht. Aber auch „alte Hasen“ landen hier, wenn sie zum Beispiel für ein neues System üben müssen.
Foto 2: Andre_de, CC BY-SA 4.0