Der Zollpackhof

Dieser Ort blickt auf eine über Jahr­hun­derte alte Geschichte zurück. 1698 hatte der Huge­notte Monsieur Menard nicht nur den Wein­berg am Sand­krug erworben, sondern auch ein Grund­stück direkt an der Spree, gegen­über dem heutigen Kanz­leramt. Dort grün­dete er mit der „Menardié“ seine erste Gast­stätte. Sie wurde bald ein beliebtes Ausflugs­ziel der Huge­notten und auch der feinen Berliner Gesell­schaft.

Das änderte sich mit der Anle­gung der Pulver­mühlen im Jahr 1717. Nun wurde die Gegend gefähr­lich, denn immer wieder gab es Probleme mit explo­die­renden Spreng­pulver. Nachdem die Pulver­mühle hundert Jahre später nach Spandau verlegt worden war, entstand an dieser Stelle eine Fluss-Bade­an­stalt.

Um 1871 jedoch wurde das Grund­stück der Bahn­ge­sell­schaft zuge­schrieben. Es entstand der Zoll­packhof des Steuer- und Zoll­we­sens. Die Stelle war gut geeignet, um die nach Berlin einzu­füh­renden Waren zu kontrol­lieren: Es gab die Straße, die Bahn­strecke sowie auf der anderen Seite die Spree. Vieles wurde hier zwischen­ge­la­gert, bis es vom Zoll geschätzt worden war.

Zwei lang­ge­zo­gene, fünf­stö­ckige Lager­häuser wurden errichtet, durch einen Riegel verbunden. Die Lager­häuser sind im Krieg schwer beschä­digt und in den 1950er Jahren abge­rissen worden. Ebenso ein Groß­teil des vorge­la­gerten Haupt­zoll­amts und des Landes­fi­nanz­amts. Davon stehen noch einein­halb von einst fünf Flügeln. Dort haben heute Polizei und Feuer­wehr ihre „Regie­rungs­wa­chen“, zusammen mit einem Neubau. Das heute direkt an der Spree stehende Restau­rant Zoll­packhof diente als Kantine, wurde später zur Gast­stätte, Anfang des 20. Jahr­hun­derts dann zum Casino, das erneut Berliner Ausflügler anzog. Nach dem Krieg sind das Haus und die Grund­stücke von verschie­denen Spedi­tionen genutzt worden, bis im Jahr 2005 die heutige Ausflugs­gast­stätte Zoll­packhof eröff­nete. Wer dort im Sommer zwischen den alten Bäumen im Bier­garten sitzt, kann sich kaum vorstellen, was dies mal für ein lauter und geschäf­tiger Ort war. Mit Hand­karren und Pfer­de­kut­schen, schwit­zenden Arbei­tern und Zoll­be­amten in preu­ßi­schen Uniformen.

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