Hells Angels

Lange Zeit war Moabit das Zentrum der Berliner Hells Angels, einer Motor­rad­gang, die nicht nur Motorrad fährt.

Ursprüng­lich waren die Angels in Kreuz­berg behei­matet. 1973 grün­deten sie sich als Phoenix Motor­club. Mit ihrer Kneipe in der Adal­bert­straße und ab 1980 dem besetzten Haus in der Walde­mar­straße waren sie ganz gut veran­kert und vernetzt. Ihre Einstel­lung war „Frei­heit und Aben­teuer“, sie wollten sich weder an gesell­schaft­li­chen Konven­tionen halten, noch an Gesetze. Mit dieser Einstel­lung waren sie damals gerade im Kreuz­berger Kiez auch nicht allein.

In den 1980er Jahren mietete der Phoenix MC ein zwei­stö­ckiges Haus in der Quit­zow­straße. Über viele Jahre war es der zentrale Treff- und Anlauf­punkt für Mitglieder und Sympa­thi­santen. Und natür­lich auch der Polizei, wenn sie wieder mal den Verdacht hatten, hier würde sie Drogen, Waffen oder Schwarz­geld finden. Nach einem Trip in die USA zu den „Ur-Angels“, brachten sie deren Abzei­chen mit. Ab 1987 traten sie nicht mehr als Phoenix auf, sondern als Anwär­ter­gruppe der Hells Angels. Im Februar 1990 wurden sie dann der offi­zi­elle Vertreter in Berlin, der geflü­gelte Toten­kopf war nun auch in der Quit­zow­straße zu sehen.

In den 2010er Jahren wech­selten sie inner­halb der Straße das Gebäude, blieben Moabit aber weiterhin verbunden. Als sich 1998 die Grün­dung der ersten Hells-Angels-Gruppe in Kali­for­nien zum 50. Mal jährte, orga­ni­sierte das Berliner Charter anläss­lich des Jubi­läums eine Ausstel­lung in der Universal Hall an der Gotz­kow­sky­straße. Aus aller Welt wurden Ausstel­lungs­ob­jekte nach Moabit geschickt und hier ausge­stellt, darunter Ölge­mälde, Schmuck­stücke, Dragster, Welt­karten, Holz­schnit­ze­reien und histo­ri­sches Foto­ma­te­rial.

Doch die Sicht auf die Rocker­gruppe wandelte sich, ihnen wurden zuneh­mend krimi­nelle Akti­vi­täten wie Erpres­sung, Zuhäl­terei oder Drogen­handel vorge­worfen. Um das Jahr 2013 herum zogen sie sich aus Moabit zurück nach Weißensee und Hohen­schön­hausen. Nur ein Laden der Unter­stüt­zer­gruppe Red Devils exis­tierte noch eine Weile in der Lehrter Straße. Der „Angels Place“ in der Quit­zow­straße ist mitt­ler­weile abge­rissen.

Trotzdem gab es 2015 in Moabit noch einen Schlag der Polizei gegen die Hells Angels. Mit Mann­schafts­wagen wurde die Beus­sel­straße gesperrt, drei Wohnungen, eine Tief­ga­rage, ein Café, ein Geschäft sowie ein Spiel­ca­sino wurden durch­sucht. Dabei sind größere Mengen an Kokain gefunden worden, außerdem scharfe Schuss­waffen inklu­sive Muni­tion. Mitt­ler­weile dürfen die Club­mit­glieder nicht mehr mit ihren Abzei­chen öffent­lich auftreten. Auch wenn einige von ihnen noch hier leben, die Zentrale der Hells Angels ist nun weit weg von Moabit, in Bies­dorf.

Foto: Telstar Logi­stics / CC BY-NC 2.0

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