„Moabit“ von Volker Kutscher

Volker Kutscher kennt man im Zusam­men­hang mit den Filmen “Babylon Berlin”. Er schrieb die Bücher, auf die diese bislang teuerste deut­sche Fern­seh­pro­duk­tion aufbauen. Aber es gibt nicht nur die großen Romane, sondern u.a. ein Prequel, also ein Buch, das zwar später erschienen ist, jedoch die Zeit vor der eigent­li­chen Geschichte behan­delt. Dies ist das 2017 erschie­nene “Moabit” aus dem Galiani-Verlag.

Das kleine Buch ist sein vieles Geld wert. Die Geschichte der Char­lotte “Charly” Ritter, die bei Babylon Berlin bereits im Poli­zei­prä­si­dium arbeitet, nimmt hier ihren Anfang. Sie lebt in Moabit, in den Gebäuden des Zellen­ge­fäng­nisses zwischen Lehrter Bahnhof und Lehrter Straße. Das Gefängnis gibt es heute nicht mehr, aber die soge­nannten Beamten-Wohn­häuser stehen noch.
Der Roman spielt vor allem im Gefängnis und der Wohnung von Charly und ihrem Vater, der ein sehr korrekter preu­ßi­scher Gefäng­nis­wärter ist und selbst den Chef des Ring­ver­eins Bero­lina anständig behan­delt. Und der sich nicht bestechen lässt, was für den Verlauf der Geschichte sehr wichtig ist.
“Moabit” zeigt nicht nur einen Teil der Geschichte vor “Babylon Berlin”, sondern bringt wie von Kutscher gewohnt, die Stim­mung der Stadt in den 1920er Jahren eindrucks­voll zur Geltung.
Ein großer Teil des Buchs macht jedoch nicht die Sprache aus, sondern die hervor­ra­genden Illus­tra­tionen von Kat Menschik: Oft aufbauend auf dama­lige Werbe­an­zeigen werden sie der Geschichte ange­passt und geben ihr einen zusätz­li­chen Thrill. So tropft auf der Abbil­dung von “Solingen – Spezi­al­fa­brik feiner Messer” das Blut von der Klinge, direkt darüber wirbt Hansa­plast für seinen “perfo­rierten Schnell­ver­band” mit einer durch einen Schnitt verletzten Hand.

“Moabit” ist ein Buch hoher Qualität, sowohl was den text­li­chen und darstel­le­ri­schen Inhalt betrifft, als auch von der äußeren Erschei­nung, mit dem geprägten und eben­falls von Kat Menschik gestal­teten Hart­cover-Umschlag. Und es ist einfach nur span­nend.

[ Artikel drucken oder PDF ]

ANZEIGE