Moabit

“Moabit, das kleine Land mit kleinen Eichen, grünen Wiesen, sandigen Wegen und zahl­losen Wirts­häu­sern” – solcherart aner­ken­nende Worte finden sich in dem Heft­chen “Moabit” von “Ad. Brenn­glas”, das 1848 seine dritte Auflage erlebte.
Es war das zehnte von 32 Groschen­heften, die Adolf Glaß­brenner, “Erzieher des Berliner Humors”, so hat ihn mal jemand respekt­voll genannt, zwischen 1832 und 1848 unter Pseud­onym schrieb und mit dem doppel­bö­digen Ober-Titel “Berlin, wie es ist und – trinkt” versah. In diesem Kalauer auf den ersten Blick versteckt sich das dialek­ti­sche Prinzip seiner Satiren.
Die kleinen Leute aus Berlin pilgern am Sonntag nach Moabit, damals noch ein geschätzter grüner Ausflugsort, “um sich zu ergötzen an frischer Luft und Kümmel…”
Sie setzten mit den soge­nannten “Moabiter Gondeln” über die Spree. Und wahr­schein­lich dort, wo heute die Gotz­kow­sky­brücke das Gewässer über­spannt, gingen sie wieder an Land. So lustig, wie die Ereig­nisse scheinen, hindurch schim­mert, beson­ders wenn Rausch und Sonn­tags­stim­mung am Ende abklingen, immer das Grau des Alltags.

(Aus dem Nach­wort. “Moabit” von Adolf Glaß­brenner, 1837)

[ Artikel drucken oder PDF ]

ANZEIGE