Die Säulen sind zurück

Es gibt auch in Zeiten von rechts­extremen Aufmär­schen und Anschlägen noch viele Menschen, die sich der deut­schen Geschichte nicht stumpf verschließen. Und die in ihrem eigenen Bereich ein Zeichen setzen.
So auch die Bewoh­ne­rInnen der Levet­zow­straße 6: Als sie erfuhren, dass ihr Haus einen neuen Anstrich bekommt, beschlossen sie, ein Wand­bild zu schaffen. Eine Kunst­leh­rerin nahm es in die Hand und seit einigen Tagen nun leuchtet es an der Brand­wand. Doch es ist nicht irgendein Ort und irgendein Bild. Das Gebäude grenzt unmit­telbar an das Mahnmal für die ehema­lige Synagoge Levet­zow­straße, in der die Nazis ein Sammel­lager einge­richtet hatten. Tausende gingen von dort den Weg in die Konzen­tra­ti­ons­lager. Die Erin­ne­rung an die eigent­liche Synagoge kommt bei dem beein­dru­ckenden Mahnmal aber etwas zu kurz. Und so ist das neue Wand­bild eine prima Ergän­zung dazu. Es zeigt stili­siert den Haupt­ein­gang der Synagoge, man sieht den Portikus mit drei der einst vier Säulen, darüber sche­men­haft den David­stern. Die Künst­lerin, die auch selbst in dem Haus lebt, wollte das Bild bewusst etwas heller gestalten – als Gegenpol zur dunklen Geschichte des Ortes, für die das Mahnmal steht. Finan­ziert haben es die Bewoh­ne­rInnen, die so ein gut sicht­bares Zeichen dafür setzen, dass dies nicht nur ein Ort der Trauer und des Schre­ckens war, sondern auch der eines leben­digen Lebens.

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