Keine Lottomittel für das Gedenken an Deportationen

Am 9. September hat der Lotto-Stif­tungsrat getagt und dabei rund 20 Millionen Euro an verschie­dene Projekte verteilt. Auch das Anliegen des Netz­werks Ihr letzter Weg und des Vereins Sie waren Nach­barn, die Kenn­zeich­nung des Depor­ta­ti­ons­wegs durch Moabit, ist als Projekt ange­treten. Einge­bracht wurde der Antrag durch das Bezirksamt Mitte, das bereits den Ideen-Wett­be­werb „Letzte Wege sichtbar machen“ finan­ziert und durch­ge­führt hat.
Doch der Stif­tungsrat, in dem auch der Berliner Senat stark vertreten ist, sieht offenbar keine Notwen­dig­keit, anti­fa­schis­ti­sche Gedenk­ar­beit zu unter­stützen. Statt­dessen gingen z.B. über eine Million Euro an gleich vier kirch­liche Projekte.
Nach den faschis­ti­schen Morden von Halle, Hanau und Kassel, nach den rechts­extremen Aufmär­schen in Berlin und den über 70 Nazi-Anschlägen allein in Neukölln wird von den Lotto­gel­dern kein einziges explizit anti­fa­schis­ti­sches Projekt unter­stützt. Unter diesen Umständen fällt es schwer, den Kroko­dils­tränen zu glauben, die immer wieder von bestimmten Poli­ti­kern vergossen werden. Im Stif­tungsrat sitzen u.a. der Regie­rende Bürger­meister Müller sowie fünf Sena­to­rinnen und Abge­ord­nete der Grünen, Linken, SPD und CDU.
Ob und wie die geplante Kenn­zeich­nung nun noch reali­siert werden kann, ist unklar. Mögli­cher­weise kann das Projekt nochmal vorge­stellt werden. Ob die Poli­tiker dann aber endlich eine Notwen­dig­keit sehen, ein Projekt gegen den Rechts­ruck in der Gesell­schaft zu unter­stützen?

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