Mahnmal Synagoge Levetzowstraße

In und um Moabit gab es bis zu ihrer Zerstö­rung während der Reichs­po­grom­nacht drei Synagogen. Die kleinste von ihnen stand Sieg­munds Hof 11, eine andere an der Flens­burger Ecke Lessing­straße, hierhin gingen u.a. Albert Einstein und Hermann Struck, sie war vor allem für die Juden im Hansa­viertel wichtig.

Die Synagoge Levet­zow­straße 11 dagegen war ein Gottes­haus für die Massen. Mit mehr als 2000 Plätzen gehörte sie zu den größten der Stadt. Und sie war eine der präch­tigsten. Am 9. November 1938 wurde sie wie die meisten auch von den Nazis ange­zündet, jedoch nicht zerstört. Ab dem Herbst 1941 diente die Synagoge als Sammel­lager für Juden, die zur Depor­ta­tion in die Konzen­tra­ti­ons­lager vorge­sehen waren.

Bis zu 1000 Menschen wurden hier zusam­men­ge­trieben oder meldeten sich, weil sie eine Vorla­dung bekommen hatten. Der nicht­jü­di­sche Bevöl­ke­rung, die z.B. im Neben­haus im Postamt ein und aus ging, war das sicher nicht entgangen. Wie auch nicht die Märsche, die dann von der Synagoge zum Güter­bahnhof in der Quit­zow­straße führten. Hunderte Opfer wurden dort in Güter­wag­gons getrieben, die sie zur letzten Station ihres Lebens brachten. Mindes­tens 30.000 Berliner Juden sind von hier aus ins KZ depor­tiert worden.

Die Synagoge selber wurde im Krieg beschä­digt, jedoch nicht zerstört. Nach dem Ende der Nazi­herr­schaft stand sie zehn Jahre lang leer, bis der Senat sie abreißen ließ. Ohne Not, denn Augen­zeugen zufolge war sie nicht baufällig oder einsturz­ge­fährdet. Aber eine Jüdi­sche Gemeinde, die ein solch großes Haus noch gebraucht hätte, gab es damals nicht mehr.

Heute erin­nern dort zwei Mahn­male an die Zeit der Depor­ta­tionen. Eines ist nach dem Faschismus direkt an der Ecke zur Jagow­straße errichtet worden. Es besteht aus einer nied­rigen Mauer mit einer Gedenk­tafel. Hier werden regel­mäßig am 9. November Kränze zur Erin­ne­rung ange­bracht.
Das andere von 1988 ist ein Eisen­bahn­waggon, in den gefes­selte Menschen über eine Rampe hinein getrieben werden. Im Hinter­grund steht eine mehrere Meter hohe Wand mit Daten von Depor­ta­tionen in die KZs. Am Boden zeigt ein Relief die wich­tigsten Berliner Synagogen.

Die Bürger­initia­tive „Sie waren Nach­barn“ setzt sich heute dafür ein, dass auch der Depor­ta­ti­onsweg zwischen dem Sammel­lager und dem Güter­bahnhof Moabit zur Erin­ne­rung an die Todes­züge markiert wird. 2020 hat sie einen kosten­losen Audio­walk veröf­fent­licht, der über das jüdi­sche Leben in Moabit sowie die Depor­ta­tionen berichtet: www​.ihrletz​terweg​.de/​a​u​d​i​owalk

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