Die Königlich-Preußische Pulverfabrik

Wer Krieg führt, muss schießen können. Preußen führt gerne Krieg und brauchte entspre­chend viel Schieß­pulver. So wurden vor über 300 Jahren auf Befehl des preu­ßi­schen Königs Fried­rich Wilhelm I. außer­halb der Berliner Stadt­mauer, im heutigen Moabit die König­li­chen Pulver­mühlen ange­legt, in denen aus Salpeter, Schwefel und Holz­kohle Schieß­pulver herge­stellt wurde. Sie war die größte Pulver­fa­brik des Deut­schen Reichs. Das Grund­stück befand sich anfangs auf dem Gelände des heutigen Haupt­bahn­hofs und brei­tete sich bis 1834 immer weiter aus, an der Spree entlang bis zur jetzigen Paul­straße.

Anfangs entstanden so 75 Tonnen Schieß­pulver im Jahr, schließ­lich bis zu 300 Tonnen. Aus Sicher­heits­gründen wurden die einzelnen Gebäude mit einem größeren Abstand zuein­ander errichtet. Insge­samt gab es hier 16 Mühlen. In einer Orts­be­schrei­bung von 1786 ist zu lesen: „Neben dem Wach­haus befanden sich “Kohlen­brenn­arey, und drey Holz­schuppen nebst Kohlen­haus, wo die Kohlen zum Pulver gebrannt werden”. Die 16 Ross­mühlen waren in acht Häusern unter­ge­bracht, insge­samt gab es etwa 30 Gebäude.

Um bei einer Explo­sion größere Schäden zu vermeiden, wurden die Gebäude immer weit vonein­ander entfernt errichtet. Tatsäch­lich explo­dierte 1820 ein mit zehn Zent­nern Pulver gefülltes Haus auf der Pulver­mühle, wodurch zwei Arbeiter getötet wurden. Immer wieder kam es auch zu klei­neren Unglü­cken, die sich jedoch aufgrund der Ausbrei­tung des Geländes nicht zu einer Kata­strophe entwi­ckelten.

Die Einla­ge­rung des fertigen Pulvers erfolgte in Maga­zinen. Das waren Bunker, die von Erdwällen umgeben waren und über einen größeren Bereich verteilt war. Außerdem gab es Pulver­türme, viele von ihnen im Berliner Stadt­ge­biet, was jedoch keine gute Idee war. Am Pulver­turm nahe des Hacke­schen Marktes kam es am 12. August 1720 zu einer Explo­sion, 84 Menschen wurden getötet, darunter 35 Kinder in der dane­ben­ste­henden Garni­son­schule. Inner­halb der folgenden hundert Jahre gab es noch mindes­tens acht solcher Unglücks­fälle inner­halb Berlins. Und auch in den Pulver­mühlen und den Maga­zinen in Moabit kam es immer wieder zu solchen Unglücks­fällen mit Toten und Verletzten.

Die Arbeiter der Moabiter Pulver­mühlen genossen einige Privi­le­gien. Sie wohnten miet­frei oder erhielten Miet­zu­schüsse, die ärzt­liche Behand­lung für sie und ihre Fami­lien war kosten­frei, ebenso die Versor­gung mit Medi­ka­menten. Mehr als 80 Jahre lang war die König­lich-Preu­ßi­sche Pulver­fa­brik in Moabit die einzige Pulver­mühle Preu­ßens. Aufgrund der zuneh­menden Besied­lung wurde sie 1830 vor die Zita­delle Spandau verlegt, etwa auf das Gelände des heutigen BMW-Motor­rad­werks. Das frei werdende Gelände in Moabit wurde in der Folge­zeit von der Eisen­bahn genutzt.

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