Protest gegen den Neonazi-Aufmarsch

Zwar konnte der Marsch der Neonazis durch Mitte heute nicht verhin­dert werden, aber den ursprüng­lich geplanten Weg konnte er nicht gehen.
Begonnen hatte es am Nach­mittag auf dem Washing­ton­platz am Haupt­bahnhof. Dort versam­melten sich viele Mitglieder der NPD, der AFD sowie martia­lisch auftre­tende Neonazis. Ange­meldet waren 5.000 Teil­nehmer, gekommen waren rund 1.000, also immer noch viel zu viel.

Während ihres Demo­zugs durch Mitte bedrohten sie immer wieder Gegen­de­mons­tranten, die von Poli­zisten auf Abstand gehalten wurden. Jedoch griff die Polizei nicht ein, als die teil­weise vermummten Nazis Parolen riefen wie “Drecks Zionisten”, “Nie wieder Israel!” oder “Ein Baum, ein Strick, ein Pres­se­ge­nick”.

Der Protest gegen den Nazi-Aufmarsch war nicht zu über­sehen. Bereits an der Fried­rich­straße hatte die “Anwohner*inneninitiative für Zivil­cou­rage – Gegen Rechts” eine Bühne aufge­baut, auf der zahl­reiche Künstler*innen sangen. Etwa tausend Menschen waren allein hier vor Ort. Die Nazi-Demo ging in 50 Meter Entfer­nung daran vorbei.

Während des Demo­zugs kam es an fast jeder Kreu­zung zu Protesten. Während­dessen hatten die “Omas gegen Rechts” am Check­point Charlie die Fried­rich­straße besetzt. Anders als an anderen Orten, wo die Polizei teils rabiat gegen Protestierer*innen vorgingen, ließ sie die Leute hier unbe­hel­ligt. Statt­dessen musste der Zug der Neonazis in die Leip­ziger Straße einbiegen und endete schließ­lich vor dem Roten Rathaus am Neptun­brunnen.

Rings­herum sammelten sich Gegendemonstrant*innen, die jedoch wie schon den ganzen Nach­mittag über, durch die Polizei abge­drängt wurden. Zum Schluss konnten die Faschos noch unter Poli­zei­schutz zum Bahnhof Alex­an­der­platz laufen. Auf dem Weg dahin versuchten mehrere von ihnen, bei McDo­nalds auf die Toilette zu gehen, wurden aber vom Personal als uner­wünscht zurück­ge­wiesen.

Zur glei­chen Zeit hatten sich etwa 20 “Reichs­bürger” auf dem Platz der Repu­blik versam­melt. Dort gab es keinen Gegen­pro­test. Als sie sich aber per Laut­spre­cher darüber beschwerten, dass die “BRD GmbH” ihnen vermeind­lich unge­recht­fer­tigt Steuern einziehen würde, lachte sich eine größere Schü­ler­gruppe schlapp. Die übrigen Touristen nahmen den lächer­li­chen Auftritt wohl als skur­riles Angebot in der Haupt­stadt zur Kenntnis und foto­gra­fierten sie fleißig.

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