Alles in Butter oder bald bei die Fische?

Aus der Pres­se­mit­tei­lung der Haus­ge­mein­schaft Rathe­nower Straße 23:
„Die Zitter­partie um das Grün­der­zeit-Miets­haus Rathe­nower Str. 23 in Moabit mit seinen 33 Wohnungen geht in die letzte Runde: am 29. September läuft die Vorkaufs­frist des Bezirks ab! Bei einem Quadrat­meter-Kauf­preis von rund zwei­ein­halb­tau­send Euro stürzt sich natür­lich kein Käufer, der bei Sinnen ist, auf ein (teil-)sanierungsbedürftiges Objekt – außer einem zu Allem entschlos­senen Speku­lanten. Letz­terer speku­liert auf bald­mög­lichst durch­zu­set­zende Wucher­mieten (schon jetzt in einer Wohnung des milieu­ge­schützten Hauses fast 13 Euro netto­kalt!!!) und die letzt­end­liche File­tie­rung des Hauses in Eigen­tums­woh­nungen. Nur so kann er schnell ein paar satte Milli­ön­chen Plus machen. Die lästigen Bestands- und Altmieter*innen muss er dafür alsbald loswerden – die Methoden dazu sind ja weithin bekannt – siehe Calvinstr. 21 und ähnliche Kata­stro­phen­bau­stellen. Sehr wohl würde es aber für die nicht an Profit orien­tierten Mieter*innen Sinn machen, das Haus langsam und behutsam zu sanieren und abzu­zahlen.
facts & film: www​.moabi​ton​line​.de/​33103
Ein sozial vernünf­tiger und verant­wort­li­cher Umgang mit Häusern mit einer gesund gewach­senen Bewohner*innenschaft sieht anders aus. Diese Menschen wollen sich nicht als „Haifisch­futter“ verstanden wissen. In der R23 wohnen Menschen teils seit mehr als 60 Jahren, eine Familie seit mehr als 100 Jahren. Stot­tern andere ihr Eigen­heim in 30 Jahren ab, so haben diese lebens­langen Mieter*innen ihre Wohnungen inzwi­schen DOPPELT bezahlt – und sie gehören ihnen dennoch nicht. Sie müssen Angst haben, nun an ihrem Lebens­abend vertrieben zu werden – Milieu­schutz der beson­deren Art.
Alle Regie­rungs­par­teien (SPD, Linke, Grüne) haben sich bislang mit dem Haus R23 soli­da­risch erklärt. Die CDU hatte auf der BVV nicht einmal ein Wort für die R23 übrig, in der auch lang­jäh­rige CDU-Wähler*innen und ‑Mitglieder wohnen. Die FDP – naja – da war nichts zu erwarten. Nun vertrauen die R23-Bewohner*innen den warmen aber bislang kosten­losen Worten der Regie­renden, die sich in den vergan­genen Wochen leider etwas hilflos ausge­nommen haben – faktisch ist am Freitag Tores­schluss: SOH – Save our House!
Auch krea­tive Vorschläge wurden gemacht: die leer­ste­henden Dach­ge­schoss­räume als Ateliers für Künstler*innen zwischen­zu­nutzen, die hände­rin­gend nach Wohnungen und Fläche suchen – und 8 Wohnungen stehen leer in der R23, teils geset­zes­widrig seit Jahren!
Am Samstag, den 28. September 2019 zwischen 16 und 20 Uhr wollen die R23-Bewohner*innen noch einmal im Rahmen des Moabiter Kunst­spek­ta­kels ORTS­TERMIN mit Perfor­mances, Lesung, Musik und Film auf das Schicksal des Hauses und seiner Bewohner*innen im „Bermuda-Dreieck“ Rathe­nower Straße aufmerksam machen. Kommen Sie zur R23 und unter­stützen das Anliegen eines sozial gerechten und im ange­stammten Kiez veran­kerten Wohnens.“

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