Protest gegen Verdrängung nach 101 Jahren

Heute wurden Trans­pa­rente gemalt, es gab einen kleinen Info­stand mit Kaffee, Kuchen und Obst vor dem Haus.

Wer persön­liche Kontakte zu Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen von Presse, Radio oder TV hat, kann gerne auf die Situa­tion im Haus hinweisen.
Ebenso werden Kontakte zu Stif­tungen, die zur Finan­zie­rung beitragen können, gesucht, sowie Archi­tek­tInnen zur Beur­tei­lung des Instand­set­zungs­be­darfs. Hier haben in der Vergan­gen­heit (z.B. bei der Wald­straße 37) zu hohe Schät­zungen von Wohnungs­bau­ge­sell­schaften zur Ableh­nung des Vorkaufs geführt.

Der Pres­se­mit­tei­lung ist zu entnehmen, dass sehr viele ältere Miete­rinnen und Mieter zum Teil seit vielen Jahr­zehnten im Haus leben – eine Familie sogar in der 4. Gene­ra­tion seit 101 Jahren. Sie sind extrem von Verdrän­gung bedroht.

Pres­se­mit­tei­lung der Miete­rInnen aus der Rathe­nower Str. 23:

Berlin-Moabit: Haus­ver­kauf mit Mann, Frau, Maus.

Seit die „Inves­toren“ Wolf­gang Köhnk (CEO Pickens Self­sto­rage, Hamburg, www​.pickens​.de) und Stephan Link (ehem. CEO Compu­ter­Links AG München, george​-manage​ment​.com) als GbR das Haus Rathe­nower Str. 23 im Mileu­schutz­ge­biet Moabit-Ost, nahe der Poli­zei­di­rek­tion Krupp­straße, Ende 2014 gekauft haben, sind die Miete­rInnen des Hauses alar­miert. Das Inves­to­ren­paar hat sich dann auch 2018 mit der Karl-Marx-Str. 179 in Neukölln unrühm­lich hervor­getan und Politik und Öffent­lich­keit beschäf­tigt. Köhnks Partner und 2nd CEO bei Pickens ist der Edelim­mo­bi­li­en­makler“ Ernst-Moritz K., Mitglied der exklu­siven „Atlan­tik­brücke“, seit 1992 u. a. Für inter­na­tio­nale Groß­in­ves­toren tätig [...].

Die Planungen für die R23, in die die Miete­rInnen die längste Zeit nicht einbe­zogen wurden, sehen einen Total­ab­riss des teils bewohnten Dach­ge­schosses vor (VH, SF, HH), das durch drei Neubau-Luxus­woh­nungen à 150 qm mit Terrassen ersetzt werden soll. Mit Aufzügen, jeweils nur zum Zwischen­po­dest, die die aktu­ellen Bewoh­ne­rInnen finan­zieren müssen (alleine dafür Miet­erhö­hung von je bis zu 300 € mtl.). Schöner Milieu­schutz!
Mehrere Miete­rInnen sind Behin­derte oder sind bzw. waren lang­jährig pfle­gende Ange­hö­rige. Alle Altmie­te­rInnen sind seit Jahr­zehnten in ihrem Kiez veran­kert. Ein Mieter ist seit Beginn Quar­tiersrat beim QM Moabit-Ost.

Anfang August 2019 wurden die meist wenig betuchten Miete­rInnen, viele davon hoch­be­tagte Rent­ne­rInnen, von denen etliche mehr als 40, 50, 60 und als Familie sogar über 100 Jahre im Haus wohnen, von der Nach­richt aufge­schreckt, dass ihr Haus nach kaum 5 Jahren erneut an unbe­kannte „Inves­toren“ verkauft sei – der Bezirk habe jedoch nun ein Vorkaufs­recht.

Käufer und Kauf­preis sind „aus Daten­schutz­gründen“ nicht erfahrbar. Zudem stellt sich das Markt­ge­schehen solcherart dar, dass mit einem Verkaufs­preis zu rechnen ist, den man tatsäch­lich als „obszön“ bezeichnen kann – ein Ausdruck, mit dem Noch-Eigen­tümer Köhnk erzürnt die Abstands­for­de­rung eines Mieters für dessen Auszug kommen­tierte.
Wucher­ver­kaufs­preise wie jetzt werden zukünftig wohl nur durch eine progres­sive Speku­la­ti­ons­steuer bis zu 100% verhin­dert werden können.

Die Miete­rInnen fordern Bezirk und Senat auf, die Rathe­nower Str. 23 als beson­ders schüt­zens­wertes milieu­ge­schütztes Haus mit seiner gewach­senen, altein­ge­ses­senen Miete­rInnen-Struktur vor weiterer Speku­la­tion und damit vor sicherer Verdrän­gung zu schützen und vom Vorkaufs­recht Gebrauch zu machen!

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