Gedenken an den 9. November 1938

Am 80. Jahrestag der Reichs­po­grom­nacht demons­trierten etwa 500 Menschen durch Moabit. Norma­ler­weile führt die Route von der eins­tigen Synagoge Levet­zow­straße zum dama­ligen Depor­ta­ti­ons­bahnhof in der Quit­zow­straße. Diesmal aber wurde sie verlegt und man ging zum Haupt­bahnhof, um gegen die dortige Neonazi-Demons­tra­tion zu protes­tieren.
Noch in der Levet­zow­straße erzählte der Holo­caust-Über­le­bende Horst Selbiger von seiner Geschichte. Sie machte den Teilnehmer/​innen nochmal klar, wieso ein anti­fa­schis­ti­scher Kampf drin­gend nötig ist.

Während­dessen führten zwei weitere Demons­tra­tionen zum Haupt­bahnhof, wo zu diesem Zeit­punkt bereits hunderte Antifaschist/​innen warteten. Schließ­lich waren es Tausende, als die ersten Neonazis nach und nach einzeln eintrafen. Von der Polizei wurden die durch die erste Etage des Haupt­bahn­hofs zu ihrem Treff­punkt geschleust. Statt der ange­kün­digten 600 Teil­nehmer wurden es letzt­lich nur rund 100. Der Senat hatte die Nazi­demo im Vorfeld zweimal verboten, Gerichte hoben das Verbot jedoch noch kurz vor Demobe­ginn auf.
Hätte der Senat es ernst gemeint, wäre aber nicht eine solche Über­macht an Polizei vor Ort gewesen, die teil­weise sehr rabiat, mit Gewalt und Einsatz von Pfef­fer­spray gegen Nazi­gegner vorging. Sie sicherte auch den gesamten Marsch der Rechts­extre­misten vom Haupt­bahnhof zum Reichstag und zurück. Im Tier­garten robbten sogar Beamte mit Taschen­lampen durch das Dickicht, damit die Nazi­demo ja nicht durch Protest gestört wird.
Schließ­lich kam es bei der Abfahrt der Neonazis am Haupt­bahnhof noch zu Zusam­men­stößen zwischen Polizei und Antifaschist/​innen.

Auch wenn die Demons­tra­tion der Rechts­ra­di­kalen statt­finden konnte, so lief sie doch unter Ausschluss der Öffent­lich­keit. Diese wurde überall auf mindes­tens 100 Meter Abstand gehalten. Dass es so wenige Teil­nehmer waren, kann als Erfolg gewertet werden. Daran ist aber sicher auch die Tatsache schuld, dass bis kurz vor Beginn nicht klar war, ob sie über­haupt statt­finden darf. Aber gerade an einem solchen Jahrestag ist die Durch­füh­rung einer Nazi­demo auch nicht zu akzep­tieren.
Die nächste Demons­tra­tion haben sie bereits ange­meldet, sie soll am 2. März am Bahnhof Fried­rich­straße beginnen. Wir sehen uns!


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